Ghostwriter für Autobiografien
Was Sie schon immer darüber wissen wollten
Was erwartet den, der seine Autobiografie schreiben lassen will?
Die Autobiografie ist eines der persönlichsten Werke, die in Buchform erscheinen können. Meist dauert es Jahre, bis sich jemand entschließt, diesen Schritt zu tun und sein Leben der Öffentlichkeit zu präsentieren. Denn nicht selten gehört eine große Portion Mut dazu.
Mut, weil es dann schwarz auf weiß da steht, alle es lesen können und die Autorin sich angreifbar macht. So wird zuweilen demjenigen, der seine Lebenserinnerungen veröffentlicht, ein übergroßes Ego nachgesagt. Ein Vorurteil, mit dem der Autor zu leben lernen muss.
Mut, weil der Prozess des Schreibens immer auch ein Prozess der Auseinandersetzung mit den Erfahrungen ist. Solange es schöne Erinnerungen sind, ist es – bis auf etwas Wehmut, die aufkommen kann – meist kein Problem. Aber gegen manche, eher schmerzhaften Erinnerungen gibt es innere Widerstände. Will ich mich dem stellen? Will ich darüber berichten? Und will ich den Schmerz womöglich erneut erfahren? Das sind Fragen, die sich jeder, der über ein autobiografisches Werk nachdenkt, mehr oder weniger bewusst stellt.
Wer ist Autor oder Autorin?
Falls Sie über den Gebrauch der Begriffe Autor/Autorin und Ghostwriter stolpern, will ich gleich zu Anfang klarstellen, dass ich mit Autor/Autorin immer den- oder diejenige meine, um dessen/deren Leben es geht und unter dessen/deren Namen das Buch am Ende erscheint. Der Ghostwriter ist gewissermaßen der verlängerte Arm, geschult darin, alles in professioneller Weise zu Papier zu bringen. Er/Sie wird hier in diesem Text nicht als AutorIn bezeichnet. Der Ghostwriter stellt seine Kenntnisse im Verfassen biografischer Bücher in den Dienst einer anderen Person und verzichtet auf sein Recht, als Autor genannt zu werden. Auch hier gibt es Ausnahmen. So wird inzwischen immer häufiger der Ghostwriter als Mitwirkender auf dem Buchcover genannt. Die Urheberschaft des autobiografischen Werkes liegt beim Ghostwriter, denn die ist im deutschen Recht nicht abtretbar. Wohl aber kann der oder die Ghostwriter-UrheberIn alle Nutzungsrechte abtreten.
Wer kann oder sollte einen Ghostwriter beauftragen?
Wenn Politiker, Filmstars und andere Berühmtheiten ihre autobiografischen Werke veröffentlichen, ist den meisten klar, dass ein Ghostwriter daran mitgewirkt haben könnte. Aber nicht nur für diese Personengruppe, sondern auch für jeden anderen Autor, mag er bekannt sein oder nicht, gibt es gute Gründe, einen Ghostwriter zu beauftragen. Hier ein paar der häufigsten aus Sicht der Auftraggeber:
- Ich habe nicht die Zeit selber zu schreiben.
- Ich weiß nicht, wie ich so ein Buch aufbauen soll.
- Für mich ist Schreiben eine qualvolle Aufgabe.
- Ich bin unsicher im Deutschen, da es nicht meine Muttersprache ist.
- Mein Stil gefällt mir nicht. Ich kann mich nicht so ausdrücken, wie ich es empfinde.
- Ich habe angefangen, komme aber einfach nicht weiter.
- Ich wünsche mir, dass ein unbeteiligter Dritter mit dem nötigen Abstand mir sagt, wo es zu privat, zu unpersönlich oder zu peinlich wird.
- Ich brauche für das Erinnern einen Partner, dem ich alles erzählen kann.
- Meine Freunde sagen, ich erzähle zu langatmig.
Wie finde ich den richtigen Biografieschreiber?
Diese Frage stellt sich unmittelbar jedem, nachdem er sich entschlossen hat, jemand anderen mit dem Aufschreiben seiner Lebensgeschichte zu beauftragen. Wenn Sie nicht im Bekanntenkreis zufällig eine Empfehlung bekommen, ist das Internet der schnellste und bequemste Weg. Hier können Sie mit Ihren Suchbegriffen suchen und die Angebote verschiedener Ghostwriter vergleichen oder sich in geeigneten Profi-Portalen wie dem Texttreff umsehen. Haben Sie sich für eine kleine Auswahl entschieden, sollten Sie unbedingt persönlichen Kontakt aufnehmen. Bei keiner anderen Buchgattung ist es so wichtig, im Vorfeld zu erfahren, ob Autorin und Ghostwriter sich verstehen, ob die Chemie stimmt und Sie glauben, sich diesem Menschen gegenüber öffnen zu können. Vertrauen zwischen Ghostwriter und Auftraggeber ist unabdingbar.
Was kostet das Ghostwriting?
Preise werden auf den Ghostwriter-Webseiten allerdings in den seltensten Fällen genannt, da jeder Ghostwriter individuell nach Aufwand kalkuliert. Hier fließen Faktoren ein wie: Muss der Ghostwriter historische Fakten nachrecherchieren oder sollen lediglich die Quellen des Autors herangezogen werden? Wie viele Seiten soll das fertige Werk umfassen? Gibt es bereits geschriebene Textteile? Wenn ja, in welcher Qualität? Möchten Sie am Ende ein fertiges Buch für den Eigenbedarf oder wollen Sie sich auf Verlagssuche begeben? Wie hoch soll die Auflage sein, falls sie das Buch selber herausbringen wollen? Soll auch ein Exposee für die Verlagssuche erstellt werden? Soll ein Lektorat mitgeliefert werden? Gilt die Verschwiegenheitspflicht für den Ghostwriter oder darf er öffentlich mit seiner Mitautorenschaft werben? So kann es kommen, dass eine Autobiografie 5.000 oder 25.000 Euro kostet.
Worauf muss ich beim Ghostwriter-Vertrag achten?
Haben Sie sorgfältig geprüft, mit wem Sie das Abenteuer Autobiografie in Angriff nehmen wollen, dann können Sie mit dem Ghostwriter Ihres Vertrauens einen Vertrag abschließen, in dem unter anderem die genannten Fragen, die Vergütung und die Zeitplanung geregelt werden. Achten Sie darauf, dass Ihnen ein Rücktrittsrecht zu einem festgelegten Zeitpunkt eingeräumt wird, falls Sie nach einer Weile feststellen, dass Sie die Zusammenarbeit doch nicht fortführen wollen oder können. Ein solcher Zeitpunkt liegt nahe z. B. nach dem ersten Kapitel oder nach 30 verfassten Seiten, die für ein Exposee gebraucht werden. Im Übrigen gilt hier wie bei sonst auch: Jeder Vertrag ist nur so gut, wie das Vertrauen der beiden Vertragspartner ineinander.
Wie gelingt es der Auftragsschreiberin in meinem Sinne zu schreiben?
Ein guter Ghostwriter muss ein guter Zuhörer sein! Er wird sich viel Zeit für die Vorarbeit des Schreibens nehmen. Dazu gehören die Interviews, die am Beginn jeder Zusammenarbeit stehen. Er wird nicht nur erfahren, was Sie erlebt haben, sondern auch die Art und Weise aufnehmen, wie Sie erzählen, welche Wörter sie benutzen, wie Ihr Ton ist und wie Sie die Welt sehen. Sind Sie ein fröhlicher Mensch, der das Leben leicht nimmt und manche Hürde mit Humor nimmt oder sind Sie ein eher nachdenklicher Mensch, der gerne reflektiert und philosophiert? Was sehen Sie mit trauerndem, was mit wütendem oder liebendem Blick? All die feinen Varianten dazwischen nimmt er mit auf und lässt sie in die Schreibarbeit einfließen. Er weiß die richtigen Fragen zu stellen, um Ihr Erinnerungsvermögen aufzufrischen, um einzelne Situationen und die zugehörigen Gefühle wieder lebendig werden zu lassen und vor allem hat er Respekt vor der seelischen Arbeit, die Sie leisten. Das (hoffentlich) hohe Maß an Empathie ermöglicht letztendlich dem Ghostwriter mit seinen Kunden mitzufühlen und ganz in ihrem Geiste zu schreiben.
Warum schreibt der Ghostwriter nicht genauso, wie ich mein Leben erzähle?
Der Ghostwriter steht vor der Aufgabe aus Ihrem Lebensweg eine spannende Geschichte zu machen, die Leser fesselt. Das gelingt in den seltensten Fällen, indem er einfach nur in ordentliche Sätze packt, was zuvor im Interview vielleicht etwas holprig mitgeteilt wurde. Die meisten Menschen erzählen chronologisch von der Wiege oder sogar von den Vorfahren bis hin zum jetzigen Zeitpunkt des Lebens. Das kann schnell zu einer langweiligen Aneinanderreihung werden à la „Und dann passierte … Und dann kam … Und dann …“ Das hält keinen Leser bei der Stange. Hat er dagegen ein wichtiges Thema, z. B. einen Lebenstraum, aufgespürt, kann er einen Spannungsbogen aufbauen. Der Ghostwriter muss also idealerweise auch Kenntnisse in literarischen Gattungsformen haben und wissen, was einen Roman spannend oder eine Erzählung ergreifend macht. Er schildert zum Beispiel zu Beginn eine einschneidende Begebenheit, um so neugierig zu machen, wie es dazu kam. Ein Beispiel dafür ist die Autobiografie von Emine Balfi Maulbeerstock und Minirock, an der ich als Ghostwriter mitwirken durfte.
Ebenso wird Ihr Ghostwriter vieles ausgleichen, was bei der direkten Übertragung des Erzählten ins Schriftliche vielleicht zu arrogant, zu aggressiv, zu naiv, zu übertrieben oder zu sonstwas wirken könnte. Es bedarf eines hervorragenden Fingerspitzengefühls und die Beherrschung verschiedener Schreibstile, um Ihre Botschaften auf authentische Weise zu transportieren.